Gedichte

Der Tropfen

von Frank Phil Martin

1
Vor langer Zeit, an einem Tag Dezember,
da fiel ein kleiner Tropfen auf den Berg.
In ew`gem Eise liegt er dort gefangen,
mit seinesgleichen ist er eingesperrt.
Seit jenem Tag sind viele tausend Jahre
vergangen, und die Zeiten wandeln sich.
Ein feiner Strahl vermocht den Bann zu brechen,
er taut nun auf erwärmt vom Sonnenlicht.

2
Der kleine Tropfen macht sich auf die Reise,
zeigt sich lebendig, lebhaft wie noch nie.
Sie drängen alle und fließen gemeinsam
tanzen und sprudeln – freie Energie.
Die wilden Wasser strömen immer weiter
stürzen und schweben die Felsen kühn herab.
In engen Schluchten muss er Klüften weichen,
der Weg ins Tal führt lange noch Bergab.

3
Der kleine Tropfen tanzt auf Glitzerwellen,
mal brodelt er in Stromes tiefem Grund.
Er fließt vorbei an Burgen, Berg und Feldern,
saugt ihn erneut der Strudel in den Schlund.
Der kleine Tropfen, da bin ich mir sicher,
kommt eines Tages einmal wieder her.
Macht sich erneut auf eine lange Reise,
vom hohen Gletscher bis zum Schwarzen Meer.

 

© All rights reserved. Vervielfältigung nur mit Genehmigung des Autors (31.7.2022).

Angelehnt an die Melodie von Angela Winkler zum Gedicht von B. Brecht Erinnerungen an die Marie A. Abrufbar unter: https://www.youtube.com/watch?v=M_SKgKw6Rg0

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