Persiflage

Stadtgespräch - Fortsetzung
(Teil II)

von Frank Phil Martin

Irgendwo auf einem Wochenmarkt in Berlin …

"Hallo Herr Kasupke, na, is ja schon` e Weile her, das wa uns det letzte Mal jeseh`n ha`m.“

Herr Kasupke drehte sich um und sagte: „Ach … Tach Herr Schulze."

Wie ick sehe, is Ihr Mollenfriedhof wieda `n bischen anjewachsen", stellte Herr Schulze fest. Herr Kasupke klopfte sich mit beiden Händen auf seinen Bauch.

„Na is ja ooch keen Wunder, wat gloobnse wie die Bierchen wieda schmecken, frisch jezapft is halt doch besser als aus de Pulle. Na und, wahnse schon mit Ihre Flamme ma wieda Essen jewesen?“, fragte Herr Kasupke.

„Ja eenmal wahn wa anne Krumme-Lanke, da musste dich jetz inne Liste eintrajen – naja, dit hamwa denn och jemacht.“

„Ja, ick trach` ma och imma ein, bei Frieda inne Eck-Kneipe bin ick, Heinrich von Kleist und letztens war `ick Hoffmann von Fallersleben, so kann ick och mal eener von dit blaue Blut sein, fühlt sich richtich jut an, uff alle Fälle besser als Justav Kasupke.“

Herr Kasupke verzog seinen Mund zu einem breiten Grinsen, während Herr Schulze beide Augen aufriss und antwortete:

„Aber is dit denn jenehm, so könnse doch janich rückverfolcht werd`n, wenn Sie die heimtückische Mikrobe befällt.“

„Will ick ja ooch janich, und Kontrolleti – Fehlanzeige, juckt doch keen. Is doch längst rum dit janze, aber “Mutti“ stellt sich mit ihre Raute immer noch hin und sacht: – “wir stehen erst am Anfang der Pandemie“ – dit is doch keene Spahnische Grippe, hör`nse mal.“

„Naja, da hamse nich janz unrecht, wenn man uff die Zahlen kiegt, dit habig jetz ooch jeschnallt.“

„Na, jenau, habig Ihnen doch jesacht, dit eene Männeken von Wirrologe - Mister Superschlau, hat sich bei sein`n Jeschreibsel jehörich verhaun - sogar seine Kollegen ham ihn schon kahlrasiert und jetzt issa jelackmeiat, sitzt inne Ecke und schmollt.“

Herr Schulze, nahm seinen Hut ab, kratzte sich an seiner Glatze und sagte:

„Inne letzte Zeit, jab`s ja deswejen ooch ne Menge Remmidemmi inne Stadt, ick bin aba nich hin, war mir zu ville Polente uff de Straßen.“

„Ja, dit muss natürlich allet friedlich bleib`n und die machen ja ooch bloos ihr`n Job und müssen dit ausbaden, wat die Backfeifenjesichter da oben ausbaldowert ha`m. Aber da müssen noch viel mehr Rabatz machen, damit wa aus den Schlamassel wieda rauskomm`n und uns`re Rechte wiedakrieg`n. Also ick will nich noch länger mit` de Jesichtswindel rummrenn`n. Dat so ville jelassen demonstriern wird ja in Staatsfunk janich jezeigt, immer mehr Bürjer jehn uff die Straßen, hamse dit mitjekricht.?“

„Ehrlich jesacht …“

Herr Kasupke fällt Herrn Schulze in`s Wort und sagt weiter:

„Na, inne janze Republik schnallen dit immer mehr und der Rest hat immer noch Muffnsausen, weil die Angst inne Köppe is.“

„Also wat ick och nich verstehe, dat se alle die wat dajejen sajen, gleich inne Ecke stell`n, als wärn`se plemplem.“

„Ja, dit is jetz die “neue Normalität“, sobald de den` Bonzen uff de Pelle rückst, biste gleich ne`n falscher Fuffziger, dabei könnse die Wahrheit nicht vertrag`n, statt Arjumente blubbern se gleich druff los – Flitzpiepen sind det, die vahökan uns`re Industrie und die kleenen Leute lassen se pleite jeh`n! und wissen se wat?“

Herr Schulze wischte sich mit seinem Taschentuch die Stirn ab.

„Wat mense denn …?

„Also unter uns Musterschülan, ick wees ja inzwischen wer dahinter steckt, ick gloob die machen dit allet wjem dem Billy-Boy.“

„Billy-Boy?“, fragte Herr Schulze.

„Jenau, dit is der vonne Computer, der hat ja so ville Kröten, der kansich die janze Mischpoke koofen und jetz will der Nieselpriem alle Leute mit seine Jiftgrütze Impfen und sich jesund stoßen, der wees doch jetz schon nich mehr wohin mit seine Penunse.“  

„Mein lieber Herrjesangsverein, Herr Kasupke, sie sind janz schön jewieft, jut dat ick sie immer mal treffe, dann bleibig uff`m neusten Stand.“

„Na denn, sagick mal, bleibn`se uff Zack, und das mir keene Klajen kommen – Tschüss Herr Schulze.“

„Tschüss Meesta und uff bald!“

Beide Herren verabschieden sich mit einem herzlichen Handschlag.


© All rights reserved 03.6.2020 (Vervielfältigung unter Angabe des Autors und der Quelle für private Zwecke erlaubt)

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